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Typisch griechisch

September 12th, 2007 by G!

Wie ich schon bei der Ankündigung meines September-Einsatzplans geschrieben hatte, stand der Monat bisher ganz im Zeichen von Charterflügen. Mit Kreta, Rhodos, Korfu und Kos standen auch vier griechische "Ferieninseln" auf dem Programm, welche ich bisher (leider) erst aus den Ferienkatalogen, von Ferienfotos Bekannter und natürlich aus 10000m Höhe kannte.

Alles in allem zwei ausgesprochen interessante Rotationen, welche nicht von Zürich, sondern aus Basel operiert wurden. Basel wurde daher für einige Tage meine Homebase. Das hatte den Nachteil, ständig auf einen Platz zurückzukehren, den ich (noch) nicht kannte, dafür aber den Vorteil, neue Routings und daher neue Impressionen zu erhalten. Dazu kamen die fliegerisch sehr interessanten Plätze an den Destinationen: Zum Teil waren die Pisten relativ kurz (wir flogen jeweils mit einem sehr schweren Airbus 321) und an Stellen gebaut, wo man keine Flughäfen erwarten würde (zwischen hohen Hügeln und "flugzeugträgermässig" auf Plateaus und/oder am Meer auf Klippen). Dazu kamen "nicht-präzisions"-Instrumentenanflüge, was aber angesichts des guten Wetters kein Problem darstellte und, quasi als i-Tüpfelchen, regelmässig viel Wind, der zusammen mit Gebirgen zu turbulenten und zT. kämpferischen Endanflügen mit hohem Schweissverlust meinerseits führte.

Während in der täglichen Operation auf internationalen Flughäfen Anflüge nahezu ausschliesslich mithilfe von Instrumentenlandesystemen (ILS) angeflogen wird, zeigt die äusserst abwechslungsreiche Statistik der letzten 10 Flüge folgende Anflugarten:

– 3 ILS Anflüge (davon 2x ZRH und sogar 1x auf Rwy 16!)
– 1 Localizer Anflug (ZRH 16!)
– 3 VOR Anflüge (davon 1 VOR/Circling)
– 3 Visual Anflüge.

An einer Station mussten wir sogar die Beladung des Flugzeuges selber organisieren und die Verteilung der Ladung bestimmen. Dies konnten wir – wie bereits erwähnt – mit unserem Tablet-PC an sich komfortabel erledigen. Ich hatte aber beinahe ein déjà vu, denn weil ich eine Jungfrau in Sachen Loadsheet erstellen war, erschien mir die Bodenzeit von 45min urplötzlich wieder sehr knapp.  Allerdings schaffte ich es (diesmal) aber, alles abzuschliessen bevor das Boarding komplett war.

In Korfu wurde uns die griechische Mentalität vor Augen geführt. Unser Airbus 321 stand rund 20-30m neben dem Terminal. Wer nun gedacht hat, dass man diesen – nicht wirklich langen und auch nicht gefährlichen – Fussmarsch den Passagieren zumuten würde, irrt: Ein Bus holte unsere Passagiere vor dem Flugzeug ab, fuhr einige Meter vorwärts und lies sie dann aussteigen. Noch besser wurde das Ganze beim Boarding: der Bus holte die Passagiere beim Terminalausgang ab, fuhr um den Airbus herum und lies sie – 20m vom Einsteigeort entfernt – wieder aussteigen. Als wir das beobachtet hatten, meinte der Captain: "Typsich griechisch!" … zu erwähnen ist, dass er selber gebürtiger Grieche ist und es daher wissen muss. Wie immer das obligate Beweisfoto, für alle, die mir nicht glauben: :

 

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Posted in in the air, on the ground | 8 Comments »

8 Responses

  1. IJL Says:

    Das erinnert mich jetzt irgendwie an meinen letzten Flug von VKO nach VPS, bloss dass es da die Paxe waren, welche einfach schlichtweg nicht mehr in der lage waren auch nur annährend geradeaus über den Tarmac zu laufen. Ich sag nur Wodka en masse…. man könnte auch sagen typisch russisch. Wir mussten erst mal lange lüften ansonsten wären wir nur schon vom Dunst benebelt gewesen….

    LG
    IJL

  2. philipp Says:

    Hallo, ich als interessierter nichtaviatiker der diesen Blog regelmässig liesst hätte da mal eine frage.:Was ist der Unterschied zwischen einem Localizer Anflug und einem VOR Anflug?
    MFG Philipp

  3. G! Says:

    @ILJ
    🙂 Es ist ja in der Tat bekannt, dass diese Passagiere ein bisschen mehr Wässerchen als unsereins trinken und vor allem auch mehr vertragen :-). Stell dir vor, ihr hättet grad eine Inspektion gehabt und der Beamte hätte die Vodkawolke gerochen wenn er an Bord gekommen wäre….

    @Philipp
    Beide Anflugarten sind sogenannte “Non-precision Approaches”, dh. Anflüge ohne vertikalen Leitstrahl. Beim LOC-Anflug ist der horizontale Leitstrahl der Localizer (die horizontale Komponente einer ILS; die vertikale ist der Gleitweg); beim VOR-Anflug ist es ein Strahl eines VOR (Flugfunkfeuers). Der LOC ist einiges genauer als der VOR Anflug und hat daher ein tieferes Minimum (man kann weiter Anfliegen, bis man entscheiden muss, ob man landen oder durchstarten muss). Der LOC -Strahl ist genau in der Pistenachse, der VOR-Radial, den man für den Anflug benutzt, im Allgemeinen mehr oder weniger “off-set”, also nicht in der Pistenachse, was eine Korrektur im letzten Teil des Anflug nötig macht.

    Ist das in etwa verständlich erklärt, sonst helfe ich gerne weiter!

  4. IJL Says:

    Das wäre dann sehr peinlich geworden. Das Flugi stank wie eine Wodka Brennerei, wobei die Trinkerei noch das geringste Übel war bei dem Flug. Ich weiss ja nicht wie sich diese Landsmänner in den grossen Flugis so benehmen, muss aber sagen, bei solchen Aktionen wünsche ich mir dann doch eine verschlossene Cockpit Tür 😉 Werde solche Sachen in Zukunft den Männern überlassen, denn als Frau hast Du es dann doppelt schwer noch ernst genommen zu werden… Da kommt mir unweigerlich immer das Buch “Die Brüder Kasamrov” in den Sinn..

  5. philipp Says:

    Vielen Dank für die schnelle und verständliche Antwort!
    Philipp

  6. G! Says:

    @IJL
    Ja, diese Landsmänner trinken auch in den grossen Flugis genug…allerdings sind bei uns wahrscheinlich die Vorräte geringer bzw. pro Nase gibts weniger, weshalb es nicht so schlimm werden kann. Dann ist – für einmal – die geschlossene Türe tatsächlich ein Vorteil 🙂

    @Philipp
    Gern geschehen.

  7. Dennis Says:

    Mir ist mal genau das Gegenteil passiert. 1990 haben wir unsere Freunde in Menorca besucht. Damals war es im Winter nicht möglich direkt von Deutschland nach Menorca zu fliegen also sind wir mit der Lufthansa geflogen. (HAJ-> FRA-> BCN-> MAH) Die Strecke BCN-> MAH wurde dann laut Ticket mit der Iberia bedient. Nach 8 Stunden Aufenthalt und einer wunderschönen Stadtbesichtigung sind wir zum Flughafen zurück gekommen. Nachdem wir in den Bus gestiegen sind fuhr er auf drei nagelneue MD 87 der Iberia zu. Und wie in einem Slapstikfilm a la Nackte Kanone bog der Bus vor den 3 Flugzeugen ab und fuhr immer weiter weg blos er hörte nicht mehr auf zu fahren, da ich noch jung war (15 j. alt) weiss ich nicht mehr wie lange aber mein Vater erzählt es immer noch gerne heute das diese Fahrt endlos erschien. Irgendwann brachte mein Vater im Bus etwas lauter auf Englisch den Spruch “Wenn wir noch 5 Minuten länger fahren brauchen wir nicht mehr fliegen”, das gelächter war natürlich denkbar laut. Nach einer unendlichen Zeit tauchten 2 ziemlich verdreckte und abgewrackte DC 9-32 der Aviaco auf. Die damalige Inlandsfluggesellschaft der Iberia. Das Flugzeug sah von innen genauso aus wie von aussen und es lief eine ganz schreckliche spanische Volksmusik. (das ist mir generell bei der Iberia/ Aviaco aufgefallen das auch heute noch immer spanische Volksmusik läuft, soll das die Passagiere behruigen???) Das tolle für mich als Jugendlicher war das ich die FA gefragt hatte ob ich mal ins Cockpit gucken dürfte und es war kein Problem der Pilot fragte mich dann noch ob ich während des gesamten Fluges auf dem Jumpseat sitzten bleiben möchte. Das war natürlich toll für Mich. Es wurde weder bei den Checks noch im Funk Englisch gesprochen sondern nur Spanisch? In Menorca auf dem Flughafen durften wir dann durch den ströhmenden Regen laufen ohne Bus…….

  8. G! Says:

    Haha, tolle Story, danke! 🙂

    Das mit dem spanisch sprechen ist ein Problem, wird noch in anderen Staaten so gehandhabt (insb. Frankreich)…das Problem ist, wenn’s am Funk so gehandhabt wird, dass man nichts versteht, was gefährlich ist. Hat schon Unfälle deswegen gegeben, aber diese Länder lernen es nie…

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