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Warning: Sensitive Security Information II

December 31st, 2009 by G!

Es ist eine alte Weisheit, dass derjenige im Vorteil ist, der lesen kann. Das gilt auch und (im heutigen Zeitalter) vor allem für das Kleingedruckte. Dies umso mehr, wenn es zwar klein(er), aber dafür fett und in GROSSBUCHSTABEN geschrieben ist, wie der Disclaimer der Sensitive Security Information, die ich im letzten Beitrag beschrieben habe.

Ein Blogger, der eine Sensitive Security Information des Departement of Homeland Security veröffentlicht hat, bekam postwendend Besuch von einem Bundesagenten, der im eine sogenannte “subpoena” überbrachte. Darin wird der Blogger vom Administrationsadministrator unter Androhung von Busse aufgefordert,

All documents, emails, and/or faxsimile transmissions (sic) in your control possession or control concerning your receipt of TSA Security Directive xxx-xx-xx dated December 25, 2009.”

herauszugeben! [Danke an Arie für den Link!]

Es überrascht doch immer wieder, wie schnell vertrauliche Informationen den Weg ins Internet finden. Man muss die getroffenen Massnahmen weder für sinnvoll, angebracht oder was auch immer halten, wenn aber eine Regierungsstelle eine Meldung absolut unmissverständlich als nicht öffentlich qualifiziert muss derjenige, der sie bekannt gibt nicht überrascht sein, wenn er mit den (ebenso unmissverständlich angedrohten) Konsequenzen konfrontiert wird!

Die Meinungen, dass die Öffentlichkeit das Recht auf sämtliche Informationen habe und dass das Internet ein rechtsfreier Raum sei, halten sich zwar hartnäckig, werden dadurch aber keinesfalls zutreffender! Lesen können allein reicht also noch nicht, man sollte auch wissen, was man mit dem Gelesenen anfangen soll…

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Warning: Sensitive Security Information

December 28th, 2009 by G!

Heute bin ich aus New York zurückgekommen. Eigentlich wollte ich, wie angekündigt, von meinen Erfahrungen vom Flug nach JFK davor berichten, aber der Artikel muss aus aktuellem Anlass warten.

Den Titel dieses Beitrages trugen nämlich auch die Blätter, welche wir – die Cockpit Crew – von unserer Einsatzleitstelle bekommen haben, als wir am Tag nach dem versuchten Anschlag auf den Northwest Airlines Flug NW253 mit LX22 von Genf nach New York JFK flogen. Absender des dreiseitigen Schreibens ist der vermeindliche Heilsbringer diesjährige Friedensnobelpreisträger Barak Obama bzw. die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, handelnd durch das U.S. Departement of Homeland Security und die Transport Security Administration.

Um es schon im Sinne eines Coitus interruptus vorweg zu nehmen: da die Informationen, wie im Titel angekündigt, “sensitiv” sind, darf ich sie hier auch nicht veröffentlichen! Das wird denn auch in der Fusszeile auf jeder der drei Seiten in einem fett und GROSSGESCHRIEBENEN Disclaimer, der mit einem unübersehbaren, auch fett und GROSSGESCHRIEBENEN aber sogar noch unterstrichenenWARNING” eingeleitet wird, unmissverständlich erklärt. Der fünfzeilige (!) Disclaimer umfasst drei Verweise auf Rechtsquellen, die Ansprechstellen für Ausnahmen, die Strafen bei nicht befolgen und natürlich noch viel mehr Juristenfutter. Ich liebe mein Geld und meine Freiheit, weshalb ich weder die angedrohte “civil penalty”, noch die “other action” (wird Guantanamo eigentlich geschlossen?), die für den Fall einer unbewilligten Veröffentlichung des Inhalts des Schreibens angedroht werden, riskieren möchte. Keine Strafe – ja, das steht auch im Disclaimer – würde mir drohen, wenn ich eine schriftliche Bewilligung für die Veröffentlichung vom “Administrator of the Transportation Security Administration” oder vom “Secretary of Transportation” hätte. Da man als Administrator einer Administration sicher unglaublich viel zu administrieren hat, wozu sonst bräuchte es einen Administrationsadministrator, belästige ich den Herrn (ich denke mal, dass es ein Herr ist, ohne den Weibern Frauen zu nahe treten zu wollen) mal nicht und veröffentliche hier nichts was mir eine Penalty oder ähnliches einbringen könnte.

Wer sich vor lauter Sensitivität und administrieren immer noch interessiert, was für Massnahmen getroffen wurden, sollte sofort einen Flug in die USA mit SWISS buchen (die Administrationsaktion ist noch befristet (*)) und genug Zeit für den Check-In und die Sicherheitskontrolle einrechnen (bei American Airlines dauert der Check-In für gweisse Flüge derzeit 3.5 Stunden!), aber immerhin haben wir deswegen unsere Flüge nicht wie Air Canada, abgesagt.

Alternativ kann man sich auch über Google schlau machen oder direkt die Seite der administrierenden Administration besuchen, denn dort wird einem erklärt, was man zu erwarten hat:

Q: What additional security measures are being taken for international flights to U.S. destinations?
A: TSA issued a directive for additional security measures to be implemented for last point of departure international flights to the United States. Passengers flying into the United States from abroad can expect to see additional security measures at international airports such as increased gate screening including pat-downs and bag searches. During flight, passengers will be asked to follow flight crew instructions, such as stowing personal items, turning off electronic equipment and remaining seated during certain portions of the flight.

Interessant ist, dass die Massnahmen nur für Flüge IN die USA gelten. AUS den USA läuft alles wie gehabt. Scheinbar hat man dort alles unter bester Kontrolle…

Jetzt bin ich aber müde. Ob es am Nachtflug JFK-GVA mit anschliessendem (Passagier)Flug von Genf nach Zürich liegt oder am schreiben über Administrationsadministratoren, lass ich offen.

Nur noch eines, um den Kreis zu schliessen: Wir gingen letzten Endes mit 53 Minuten Verspätung in die Luft, weil jeder unserer 196 Passagiere zusätzlich durchsucht wurde. Das war auch gut so, sonst hätten wir Piloten die Verspätung verursacht, weil wir doch die Administrationsanweisung noch vor dem Take Off fertiglesen mussten …

Guet Nacht Züri.

(*) Die Aktion könnte allenfalls dann unbefristet werden, wenn man eine amerikanische Firma gefunden hat, die einen Scanner anbietet, der die Massnahmen übernimmt. Nun ja, wenn dem so wäre, würde Präsident Obama der gebeutelten US-Wirtschaft einen Kick verleihen, was zu seinen Aufgaben gehört. Immerhin entschuldigt er sich nicht für einen Entscheid des eigenen Volkes, von dem er gewählt wurde…

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Lebenszeichen – Januar Plan

December 25th, 2009 by G!

Der Dezember hatte und hat es in sich: der Monat war nicht nur “planungstechnisch” äusserst abwechslungsreich, sondern es kam auch zu den ersten (fliegerisch) ernstzunehmenden Schneetagen. So sahen wir bei einem konventionellen Anflug die Piste, die wir spätestens bei 200 Fuss (ca. 60 Meter) Grund sehen müssen, erst bei 250 Fuss, also nur 16 Meter über dem Minimum. Dazu kam nicht-fliegerisch der übliche Vorweihnachts-wo-krieg-ich-meine-Geschenke-her-Stress. Das Resultat lässt sich – oder eben nicht – am Blog erkennen, welches ich sträflich vernachlässigt habe. Wie dem auch sei, es gibt mich (und das Blog) noch.

Anfangs Monat wurde ich vom Bloggerkollegen Skypointer (hier gehts zu seinem Artikel – wer der Anfänger ist, ist auch klar) im Airbus 330 Simulator durch alle möglichen Szenarien gescheucht. Es war nicht einmal mein eigener Check, sondern ich “durfte” wieder einmal als “Assisting Pilot” an die Säcke bzw. den Stick. Skypointer bewies nicht nur hervorragendes Fachwissen vor dem Simulator, sondern im Simulator, dass er das Instruktoren-Sadismus-Gen, besitzt. Details erspar ich den Lesern, nur soviel: den langärmligen Pullover konnte ich getrost in den Crewbag legen… Aber eine hervorragende Vorbereitung auf meinen eigenen Airbus 330 Simulator-Check, womit ich schon beim Ausblick auf den Januar bin.

Nachdem ich Anfangs Jahr aus dem kalten Montréal zurück komme, darf ich schon wieder in den Simulator. Dieses Mal gilt es ernst, es ist mein erster Simulator-Check im Airbus 330 nach meiner Ausbildung auf den schönsten aller Flieger im Februar letzten Jahres. Danach folgt der vierte Ausflug über den Teich in einem Monat nach JFK und zum Monatsende gehts – leider zum letzten Mal – nach Saudi Arabien. Jeddah wird für uns neu vom Kranich angeflogen und Swiss benutzt die dadurch frei werdende Kapazität für die Einführung einer Strecke nach San Francisco.

Zwischen diesen beiden Flügen steht der jährliche Dienst am Vaterland an, die Uniform und Anzahl Streifen bleiben, nur die Farbe der ersteren und die dicke der letzeren ändert.

Ich wünsche schon jetzt allen Lesern schöne Festtage und einen guten Rutsch in ein erfolgreiches 2010!

Der Januar-Plan ist >hier< downloadbar und demnächst erzähl ich von einer New Yorker Odyssee…

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