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Wahrscheinlichkeit und elektronische Geräte

April 12th, 2012 by G!

Ein guter Kollege schickte mir diesen Link zu einem Beitrag auf NZZ Online mit dem Titel “iPad-Verbot bei Start und Landung könnte bald fallen – Umdenken bei Flugsicherheitsbehörde in den USA dürfte Signalwirkung haben” mit der Frage, ob das nicht etwas für den Blog wäre. Recht hat er, drum an dieser Stelle herzlichen Dank an den Sender!

Immer wieder liest man in den Medien und Fliegerforen unzählige Beiträge von (richtigen und andern) Experten über das Thema “Gebrauch von elektronischen Geräten und Handys im Flugzeug” und warum das derzeit geltende Verbot sinnvoll oder eben nicht sei. Ich gehe davon aus, dass über 95% der schreibenden Personen nicht den kleinsten Funken Ahnung vom Thema haben, ausser dass sie selber ein elektronisches Gerät wie ein Handy besitzen und vielleicht sogar ab und zu als Passagier fliegen. Insofern sollte man (wie so oft) vieles davon gar nicht lesen, geschweige denn glauben.

Was ich von andern verlange, setze ich auch für mich um. Ich bin weder Elektroniker, noch Flugzeugingenieur oder Radiotechniker. Daher werde ich mich hüten, über die (nicht) möglichen technischen Gefahren dieser Geräte in einem Flugzeug zu mutmassen oder zu schreiben. Das überlasse ich denjenigen, die die Flugzeuge, die ich fliegen darf bauen und deren Bedienungsanleitungen schreiben. Darum werde ich an dieser Stelle auch nicht auf die immer wieder gelesenen  (pro und contra) Argumente eingehen, sondern rein subjektiv wenige Aussagen des NZZ Online Artikels herauspicken und einige Gedanken dazu hinzufügen. Denn wie so oft ist das zur Diskussion stehende Thema nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag.

 

“Die sonst eher als übervorsichtig geltende FAA ist nämlich gegenwärtig daran, das bestehene Nutzungsverbot für elektronische Geräte an Bord zu überprüfen. Diese Neubeurteilung der Risiken ist eine Folge einer inzwischen nicht mehr zu negierenden Erkenntnis: Es gibt praktisch keine belegbaren Zwischenfälle in der Fliegerei, die auf den Gebrauch eines solchen Gerätes zurückzuführen sind.”

Die Erkenntnis, dass es offenbar zu “keinen belegbaren Zwischenfällen” gekommen ist, muss nicht zwingend auf die Ungefährlichkeit der Geräte zurückzuführen sein. Möglich wäre vielleicht (!) auch, dass es das Ergebnis des geltenden Verbots oder einer sehr geringen Gefährdungs- bzw. Eintrittswahrscheinlichkeit ist. Letztere sind aber in der Fliegerei gerade kein Grund, von der geltenden Lösung abzuweichen. In der Fliegerei werden (auch) ebensolche sehr geringe Wahrscheinlichkeiten (wo immer möglich) abgedeckt. Oder warum üben Piloten in jedem halbjährlichen Simulatorcheck und jedem Umschulungskurs auf ein neues Flugzeug das Fliegen mit einem ausgefallenen Triebwerk (Engine Failure) und das Verhalten beim Triebwerksausfall im kritischsten Moment (bei der Entscheidgeschwindigkeit “V1”)? Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Pilot  einen Engine Failure ausserhalb des Simulators erlebt, ist verschwindend klein. Nicht zu reden davon, dass dieser gerade bei V1 auftritt. Die Chance, dass ich in so einem Fall im realen Leben auch das Fahrwerk nicht einziehen kann, ein zweites Triebwerk ausfällt und ich Treibstoff verliere, der zu brennen beginnt, strebt gegen NULL! Dennoch müssen wir es üben. Zu Recht. In der Fliegerei geht es nicht um die Wahrscheinlichkeit des Eintritts einer Gefahr, sondern um die Folgen, falls der noch so unwahrscheinliche Fall eintritt. Es geht um Menschenleben und nicht um statistische Prozentzahlen. Die vorhin erwähnten Systemausfälle war keine Erfindung, sondern der Absturz der Concorde (AF4590)! Die Aviatikgeschichte ist voll von Fällen, die man im vorneherein für “unwahrscheinlich” oder gar “unmöglich” gehalten hat. Das multiple Systemversagen eines A380 der Quantas (QF32) durch einen schweren Triebwerksausfall ist ein weiterer Fall, aber auch der Absturz des Airbus 330 der Air France (AF442).

 

“Bisher galt aber nach wie vor das eiserne Prinzip: Solange kein Beweis erbracht ist, dass solche Geräte wirklich keinerlei Störungen verursachen, werden sie als potenziell gefährlich betrachtet und dementsprechend ihr Gebrauch in den kritischen Flugphasen verboten.”

Ich wiederhole mich: Die Fliegerei ist eine Branche, in der es um die Sicherheit von Menschenleben geht. Diesen Sachverhalt erkennt man erst, wenn die Sicherheit fehlt und sehr oft ist es dann zu spät. Insofern macht das erwähnte “eiserne Prinzip” sehr viel Sinn. Selbstredend, dass man im Falle des Beweises ein Verbot aufheben kann und soll. Richtig ist aber, dass  in der Fliegerei aufgrund des Gesagten vom konservativen Ende her argumentiert und gehandelt werden muss.

 

“Die Aufhebung der bisherigen Einschränkungen rückt damit mit grosser Wahrscheinlichkeit näher. Eines steht dabei aber ebenfalls schon fest: Eingeschaltete Handys und Mobiltelefone werden auch weiterhin nicht erlaubt sein. Denn die Sendeleistung dieser Geräte wird nach wie vor als potenzielle Gefahr etwa für die Navigationselektronik eingeschätzt. Das heisst aber auch, dass zum Beispiel ein iPad mit 3G – das nicht anders sendet und empfängt als ein Handy – nur mit der Einstellung «Flugmodus» verwendet werden darf.”

Dazu zwei praktische Bemerkungen:

Der Autor erkennt richtig: ein Gerät mit 3G dürfte zwar benutzt werden, aber nur im Flugmodus. Wie soll das a) kontrolliert und b) durchgesetzt werden? Jeder der schon einmal geflogen ist, weiss, in welcher (knappen) Zeit die Cabincrewmembers den Service durchführen und beenden, die Bordküchen aufräumen, die benutzten Trolleys verräumen und sichern und die Kabine für die Landung vorbereiten und überprüfen (Sitzlehnen, Tische, Gurten, technische Geräte etc.) müssen. Wie soll es da möglich sein zu überprüfen, ob ein Gerät nur im Flugmodus läuft oder welches gar keinen solchen benötigt? Wie soll sichergestellt werden, dass nur “nicht sendende” Geräte laufen? Muss eine Flight Attendant wissen, dass es das Samsung Galaxy Tab 10.1, den Amazon Kindle und haufenweise andere Geräte mit und ohne 3G gibt und welches Modell wie ausschaut? Da dies nicht gewährleistet werden kann, müsste entweder alles oder nichts erlaubt sein, denn von den sich ergebenden Diskussionen an Bord möchte ich gar nicht anfangen…

Die Cabincrewmember überprüfen wie gesagt vor dem Start und der Landung die Kabine. Das ist eine reine Sicherheitsmassnahme. Warum muss sämtliches Gepäck verstaut werden? Das ist keine Schikane der Airline. Es ist eine Frage der Sicherheit, da nicht gesicherte Gegenstände beim Bremsen auf der Piste (bei Start und Landung) oder bei Turbulenzen zu gefährlichen Geschossen werden können. Schon öfters wurden bei Turbulenzen ganze Servicewagen  umgeworfen oder schossen bei Bremsmanövern mehrere Meter durch die Kabinengänge. Alles schon da gewesen. So auch im folgenden Beispiel, das im Flugzeug eines mir persönlich bekannten Piloten einer hier nicht genannten Airline abspielte:

Passagier X sass am Gang in der hintersten Reihe eines Kurz- und Mittelstreckenflugzeuges. Er arbeitete während des ganzen Fluges mit seinem Notebook. Als das Anschnallzeichen eingeschaltet und die Durchsage zum Abschalten und Verstauen der elektronischen Geräte gemacht wurde, arbeitete er weiter. Den Hinweis eines Cabincrewmembers, sein Gerät auszuschalten quitierte er mit einem herablassenden Murren. Die nächste, bestimmtere Aufforderung zum Einhalten der Vorschriften setzte er unter einem dummen Kommentar um. Er verstaute sein Gerät. Allerdings nur, bis das Besatzungsmitglied einige Reihen weiter vorne war, dann nahm er den Computer wieder hervor und tippte weiter. Letzten Endes schaltete er sein Gerät zwar vor der Landung aus, verstaute es aber nicht in der Sitztasche oder im Gepäckablagefach, sondern legte es – ungesichert – unter den Sitz vor ihm. Beim starken Abbremsen auf der Piste rutschte das Notebook unter den Sitzen hindurch in den Gang und von dort aus den ganzen Gang entlang nach ganz vorne, wo es mit einem lauten Knall an der Cockpittüre zerbarst. Wie durch ein Wunder wurde kein Passagier und kein Cabincrewmember (die vor dem Cockpit in Blickrichtung Passagiere sitzen) verletzt. Der schusssicheren Cockpittüre ist es zu verdanken, dass die Piloten nur wegen des Knalles erschrocken sind und das Geschoss nicht in der Mittelkonsole im Cockpit zerbarst. Glück im Unglück.

Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass beim ersten Fall (der schnell kommen wird), wo ein Passagier durch ein nicht gesichertes (da in Gebrauch) elektronisches Gerät verletzt wird, eine Klage gegen die Airline erhoben wird…

18 people like this post.

Posted in impressions, in the air, master warning, on the ground, technique matters | 13 Comments »

13 Responses

  1. TWR Mädel Says:

    Danke für deine deutlichen Worte!

    Übrigens schön, dass es dich auch noch gibt ;-)…

  2. Ingo Says:

    Hallo G!

    Ich kann Deiner Argumentation nicht ganz folgen. Und zwar aus folgenden Gründen:

    1. Ein schweres Buch kann auch zum Geschoss werden und andere Mitreisende oder Crew-Member verletzen.
    2. Wie Du selbst geschrieben hast, kann auch ein ausgeschalteter Laptop durch seine Masse gefährlich sein. Jedoch sind die Sitztaschen dermassen klein (speziell bei der “Neuen Europa Kabine” der LH), dass dort nur mit Mühe ein iPad hinein passt, von einem Laptop ganz zu schweigen. Beim Verstauen des Laptops im Overhead-Bin nach dem Hinweis durch die Crew, dass ich meine Arbeit einstellen möge und meinen Krempel verstauen solle, wurde schon so manches mal von (überwiegend LH-Crews) Crew-Membern mit dem barschen Hinweis, dass ich mich gefälligst hinsetzen solle, kommentiert.
    3. Ein iPad, wenn es nicht in den Flightmodus versetzt wurde und nur “normal” ausgeschaltet wurde, ist – wie auch bei iPhone oder anderen Smartphones – nur im Standby-Modus, in welchem aber immer noch Datenverkehr stattfinden kann, um z.B. die E-Mails im Hintergrund herunterzuladen. Ich kenne kaum einen iPad-Benutzer, der sein iPad/iPhone tatsächlich “richtig” aussschalten würde. Jedoch versetzen die meisten Paxe, die ich beobachten konnte, ihr iPad/iPhone/iPod touch in den Flugmodus.
    4. Warum soll ein iPad eines Pax gefährlicher sein als das iPad eines Piloten, wenn es als EFB verwendet wird? Schließlich ist z.B. die EFB-App von Jeppesen mittlerweile FAA-approved. Und auch Piloten können mal vergessen, den Flugmodus zu aktivieren.

    Damit man mich nicht falsch versteht: Mir liegt auch sehr viel an der Sicherheit in der Fliegerei. Ich habe auch sehr viel Verständnis dafür, warum man bei Taxi, Star und Landung keine Musik per Kopfhörer hören darf. Ich aber nicht verstehen, warum das Lesen einer elektronischen Zeitung gefährlicher als die Lektüre eines toten Baumes sein soll.

  3. Florian Says:

    Hallo G! und Ingo

    Vielleicht erstmal zum 2. von Ingo… wenn du deinen Laptop verräumst, wenn die Durchsage kommt, hast du noch genug Zeit. Willst du ihn, wie von G! beschrieben in letzter Sekunde verräumen, musst du mit dem Vorlieb nehmen, was noch bleibt… aufstehen willst oder solltest du ja nicht mehr… Ehrlich gesagt, was ist so schwierig daran, einfach den Anweisungen Folge zu leisten? Als jemand der öfter fliegt, solltest du die Routine ja an sich kennen.

    Ehrlich gesagt werde ich jetzt aber wohl eher mal meinen Sitznachbarn blöd anquatschen, warum er denn sein Gerät nicht ausschaltet, oder zumindest in den Flugmodus versetzt. Die ganzen Besserwisser gehen mir schon länger auf die Nerven.

    Danke G! für den Beitrag!

  4. Ingo Says:

    @Florian: Ich gehöre eben nicht zu den Leuten, die den Laptop / iPad erst in letzter Minute wegräumen. Ich schalte meinen Elektronik-Zoo immer sofort ab, wenn die Durchsage kommt und trotzdem musste ich das oben geschilderte schon öfters erleben.

    Ich weise aber bereits seit längerem meine Sitznachbarn auf den Flugmodus hin, auch wenn ich dafür mitunter schief angesehen werde.

  5. G! Says:

    @TWR Mädel
    Danke, aber du weisst ja, dass (und womit) ich in letzter Zeit ein “wenig” absorbiert war 😉

    @Ingo
    1. Richtig, natürlich kann alles zum Geschoss werden. Das wäre ein Argument, während den kritischen Phasen ALLES zu verbieten bzw. verstauen zu müssen (was durchaus nicht abwegig ist…)
    2. Wenn man etwas wegräumen muss, sollte man auch Zeit haben, das zu erledigen. Das wird meiner Erfahrung nach so gehandhabt (was logisch ist/wäre).
    3. Derzeit ist nur eines richtig: “ganz” ausschalten (also nicht nur Standby Modus und nicht nur Flugmodus). Im Artikel wäre dann nur Flugmodus möglich, was für mich aus praktsichen Gründen nicht sinnvoll ist.
    4. Das ist ganz simpel: Wir dürfen die Geräte im Cockpit eingeschaltet haben, weil wir
    – im Cockpit sind und
    – sehen, FALLS was gestört wird und dann Einfluss nehmen können.
    … warum dürfen Piloten ins Cockpit und Passagiere nicht? Das ist kein Grund, etwas zu erlauben.

    Zu deinem Schlusssatz zum Unterschied Tablet vs. Buch: Weil DU (es sei denn, du hast eine entsprechende Ausbildung oder Daten…) und ICH das schlicht und einfach nicht beurteilen können. Warum sollten wir? Weil wir ein Tablet haben? Nur weil ich ein Auto habe, bin ich weder Rennfahrer, noch Automechaniker…

  6. Ingo Says:

    @G!:
    So langsam kommen wir uns näher, denn es sollte, wenn man es wirklich ernst nehmen würde, wirklich alles, was zum Geschoss werden kann, verstauen. Bei üblen Turbulenzen mache ich das sogar zu meiner persönlichen Sicherheit. Dafür wäre es aber sehr hilfreich, wenn die Sitztaschen wieder größer werden (ich weiß, dass weder Du noch ich daran etwas ändern können). Und das Thema “Größe der Sitztaschen” möchte ich hier auch gar nicht in der Tiefe erörtern.

    Du hast auch vollkommen recht damit, dass weder Du noch ich (bin nur Software-Entwickler) letztendlich beurteilen können, ob ein iPad gefährlich für die Flugsicherheit ist, oder eben nicht. Aber, und dass wollte ich mit meinem ersten Kommentar zum Ausdruck bringen, bei den Profis vom FAA (die hoffentlich besser als Du oder geschweige denn ich die Lage beurteilen können) scheint es ein Umdenken zu geben. Und diese Umdenken besteht meiner Meinung nach darin, dass man dort zunehmend zu dem Schluss kommt, dass der Unterschied zwischen einem iPad im Cockpit und einem in der Kabine recht gering ist, sofern (und dies ist meine ganz persönliche Vermutung) der Flugmodus aktiviert ist.

    Ich hoffe, dass nun die Intention meines ersten Kommentares besser nachvollzogen werden kann.

  7. TWR Mädel Says:

    @G!: klaro weiss ich das, wie könnte ich das vergessen…

    Aus meiner Warte kann ich euch einfach sagen, dass es absolut nicht lustig ist, wenn sich ein Flieger mit Navigationsproblemen rumschlägt (weshalb auch immer). Da ist nicht nur das Cockpit enorm gefordert, das kann auch für uns ganz schnell ganz anspruchsvoll werden.
    In dem Sinne bin ich ganz klar der Meinung, dass alle nur möglichen Stör- / Fehlerquellen unbedingt zu vermeiden sind.

    Und jetzt mal ehrlich, ist es denn wirklich so dramatisch, wenn man mal ne Weile auf den ganzen elektronischen Krempel verzichten muss…?

  8. Ingo Says:

    Es ist nicht dramatisch, auf den Elektronik-Krempel zu verzichten. Und solange die Vorschriften so sind, wie sie heute sind verzichte ich auch drauf.

    Wenn aber die Benutzung eines iPads erlaubt würde, würde es mich sehr freuen, da auf der Kurzstrecke heute die Nutzungszeit doch stark eingeschränkt ist.

    Ich möchte aber betonen, dass der iPad und Co. nur dann zur Nutzung zugelassen werden sollten, wenn man sich auch wirklich sicher ist, dass keine Gefahr von ihnen ausgeht.

  9. AJ Says:

    Die auf den Punkt gebrachte Zusammenfassung von richtigen oder falschen Experten (inkl. solchen mit TV Präsenz) und herumfliegenden “Dingern”.

    – Nach der Werbung, ab ca. 1:15min.

    http://videokatalog.msn.de/Unterhaltung/Comedy/video-TV-total-Herumfliegende-Kinder-Mexiko-Riesen-Käfer-Gefahr-Stefan-Raab-Flugzeug-217206.html

  10. Kermit Says:

    Hallo alle,

    zu diesem Beitrag könnte man viel schreiben. Vielleicht eine kleine Hintergrundinfo:

    Elektronische Geräte aller Art geben ein breites Störspektrum ab. D. h. sie senden auch in den Frequenzen, die für Navigation, Kommunikation verwendet werden. Diese Aussendungen sind sehr niedrig, aber NAV/COMM Antennen sind sehr empfindlich. Deshalb kann es theoretisch zu einer Störung dieser Systeme kommen. In einigen Flugphasen wäre dies kritisch: z.B. bei Start und Landung. Das ist EIN Grund, den Betrieb der meisten elektonischen Geräte der Passagiere in diesen Flugphasen zu verbieten.

    EINE andere Möglichkeit wäre es, nachzuweisen, dass diese Beeinflussung in einem bestimmten Flugzeug oder einem bestimmten Flugzeugtyp tatsächlich ausgeschlossen ist. Dafür gibt mittlerweile eine Nachweismethode (siehe RTCA DO-307). Ist dieser Nachweis erbracht und wird dieser Nachweis von den Behörden (Z.B. FAA) anerkannt, fällt der o.a. eine Grund für das Abschalten der Geräte bei Start und Landung weg.

    Von anderen Gründen habe ich wenig Ahnung.

    Die Sendefunktion von z.B. Mobiltelephonn ist ein ganz anderes Thema. Hier gibt es ganz andere Effekte.

    Grüße
    Kermit

  11. Lud Says:

    Zitat G! “Darum werde ich an dieser Stelle auch nicht auf die immer wieder gelesenen (pro und contra) Argumente eingehen, sondern rein subjektiv wenige Aussagen des NZZ Online Artikels herauspicken und einige Gedanken dazu hinzufügen.”

    Ich habe das Gefühl, ohne es wirklich zu wollen haben sowohl G! als auch alle anderen Kommentatoren/innen genau dieses Thema aufgenommen. Denn schliesslich geht es ja genau um die Pro/Contra-Frage resp. Sinn und Zweck.
    Ein Verweis auf die Sicherheit ist nichts anderes als ein Contra-Argument zur Liberalisierung 😉

    cheers

  12. M! Says:

    Guter Beitrag G!
    Die Interferenz der sendenden und empfangenden iPhones, iPads, Blackberrys, Blueberrys etc. mit den Cockpitinstrumenten ist wohl wirklich nicht zu unterschätzen. Nordian schreibt unter dem Kapitel Radio Navigation – GPS dazu: “The strength of the (GPS) signal has been compared with looking at a 25 Watt light bulb, 10000 miles away! Therefore, the signals are easy to jam within a local area. Also electronic devices, such as mobile phones and laptop computers may cause unintentional interference […].” Es werden wohl nicht nur die GPS Signale, sondern auch viele andere VHF-, COM-, NAV-Signale etc. gestört. Wenn elektronische Geräte weiterhin ganz ausgeschaltet bleiben müssten (für Start und Landung) wären wenigstens die Verhältnisse klar und die CCMs müssten (wie du richtig schreibst) nicht von jedem einzelnen Gerät wissen, ob und wie der Flugmodus einzustellen ist…

  13. TABUM Says:

    Super Beitrag, G!

    Leider trifft es nicht zu 100% zu, dass das Gepäck verstaut werden muss um zu verhindern, dass es zu einem gefährlichen Geschoss wird! Dies mag zwar ein gern gesehener Nebeneffekt sein, urspünglicher Grund für diese Regelung ist jedoch die Tatsache, dass der Evakuierungsweg freigehalten werden muss! Daher ist auch das Argument, dass ein iPad usw. deswegen verstaut werden muss nicht ganz korrekt! Es ist keinesweges verboten sein elektronisches Gerät zur Landung beispielsweise auf dem Schoß zu haben! Aber hier ist auch ein wenig der common sense gefragt… Es kommt ja auch keiner auf die Idee sein Handy während einer Achterbahnfahrt auf seinen Schoß zu legen (wer schonmal medium oder gar severe turbulence erlebt hat, weiß, dass der Vergleich gar nicht so hinkt wie er es auf den ersten Blick tun mag), warum muss man dies im Flugzeug im Fall von Turbulenzen oder bei der Landung unbedingt machen?
    Hier ist teilweise einfach kein Bewusstsein vorhanden, was so alles passieren kann, weil es eben sehr selten passiert!

    Auch für die “zu kleinen Sitztaschen” gibt es eine Erklärung, die auf den ersten Blick weit hergeholt klingen mag: zum Freihalten des Evakuierungsweges ist ein gewisser Abstand zwischen Vordersitz und Vorderkante der eigenen Sitzfläche vorgeschrieben. Ist die Sitztasche zu sehr ausgebeult, ist dieser Abstand nicht mehr vorhanden! Klar könnte man den Sitzabstand erhöhen und somit eine größere Ausbeulung der Sitztasche in Kauf nehmen bzw. größere Sitztaschen einbauen. Aber Airlines sind nunmal auch profitorientiert und natürlich wird hier dementsprechend kein Platz verschenkt! Um es kurz zu fassen: schonmal daran gedacht, dass eine Sitztasche vielleicht gar nicht dazu gedacht ist hier etwas iPad-großes zu verstauen???
    Versucht man erst ein Klavier im Kofferraum eines Fiat Punto zu transportieren oder lässt man es gleich, weil man weiß, dass das Auto dafür nicht gedacht ist?

    Und was Wahrscheinlichkeiten angeht: rein technisch gesehen (ich habe in meinem früheren Leben bei einem Flugzeughersteller gearbeitet) ist es heutzutage sehr sehr unwahrscheinlich, dass selbst eingeschaltete Mobiltelefone unsere Flugzeuginstrumente stören! Nichts desto trotz kann es unter ungünstigen Umständen nicht ausgeschlossen werden, warum also ein Risiko eingehen und es erlauben? Viele abnormals sind sehr unwahrscheinlich, trotzdem treten sie auf, von daher ist ein entsprechender Hinweis vor Start oder Landung auch zu beachten, ohne wenn und aber! Einige Airlines erlauben ja inzwischen die Benutzung von Mobiltelefonen im Reiseflug. Setzen diese jetzt die Flugsicherheit mutwillig einer zusätzlichen Gefahr aus? Die Antwort ist ein ganz klares Jein! Einerseits ja, denn das auch noch so kleine Risiko wird hier heraufbeschworen, andererseits nein, denn die Wahrscheinlichkeit, dass die entsprechenden Umstände eintreten und etwas passiert sind so gering, dass sie während der Lebensdauer einer Airline nie auftreten werden. Auch hier wird ein Kompromiss zwischen Sicherheit und Passagierkomfort bzw. Wirtschaftlichkeit gemacht. So ist es nunmal im Airlinebusiness, sonst hätte der Airbus auch 10 statt nur 3 Hydrauliksystemen, es würden 5 statt 2 Piloten vorne sitzen und es gäbe in der Eco bei 3m Beinfreit Lachs und Hummer anstatt trockene Brötchen bei 80cm zum Vordermann!

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