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Wing tip clearance

June 4th, 2012 by G!

Vor dem Losrollen muss jeder Pilot auf seiner Seite überprüfen, ob nichts im Weg steht und das entsprechende “ok” geben. Dann gilt es nicht nur nach vorne, sondern immer auch auf die Seite zu schauen und zwar nicht nur beim Kreuzen von Pisten oder Rollwegen, sondern erst recht dann, wenn der Kollege ein mögliches Hindernis gar nicht (oder nicht früh genug) sehen kann. Wenn wir also nach rechts in einen Standplatz einbiegen, bin ich auf der rechten Seite verantwortlich, dass diese frei ist. Denkbar ist, dass ein Fahrer eines Bodenfahrzeugs (Crewtransporter, Lader, Polizei, Pushbacktraktor oder was sonst noch alles auf dem Vorfeld unterwegs ist) nicht sieht, dass wir abbiegen und uns vor das Flugzeug fährt. Dann muss ich den Captain (der am Rollen ist) warnen oder im Notfall selber bremsen. So etwas sollte nicht passieren, kommt aber in der von engen Zeitlimiten kontrollierten Luftfahrt leider immer wieder vor.

Knifflig wird es, wenn es abzuschätzen gilt, ob die Flügel(spitze) ein Hinderniss – z.B. ein Fahrzeug, eine Treppe, einen Container oder aber ein anderes Flugzeug bzw. dessen Flügel – passieren kann. Man spricht von der sogenannten “wing tip clearance“. Es liegt in der Verantworung der Piloten abzuschätzen, ob die Distanz ausreicht. Die Spannweite der Swiss Langstreckenjets A333 und A343 beträgt 60.3 Meter. Das bedeutet, dass die Piloten abschätzen müssen, ob die sich mehr als dreissig Meter weiter hinten und ebensoviel Meter weiter aussen befindliche Flügelspitze ein Hindernis passieren kann. Jeder, der schon einmal parkiert (für die deutschen Leser: geparkt) hat, kann mindestens erahnen, dass dies keine Leichtigkeit ist. Haben die Piloten ernste Zweifel, ob der Platz reicht, können muss Unterstützung vom Boden geholt werden. Der stetig zunehmende Verkehr, die damit ständig knapper werdenden Verhältnisse auf dem Boden und die engen Zeitvorgaben verkomplizieren die Situation noch mehr.

Hier zwei Fälle, in denen die wing tip clearance nicht gegeben war:

Airbus 380 in New York (KJFK/JFK) (der den meisten Lesern schon bekannt sein dürfte…)

 

…und erst gerade eine Boeing 747 in Chicago (KORD/ORD) (danke an AJG für den Hinweis!):

Hier der Link für die “flashlosen” oder wenn jemand die ganze Geschichte lesen möchte: 747 clips tail of regional jet at O’Hare Airport.

Zwei von vielen Gründen, warum es sich lohnt, sitzen zu bleiben und die Gurte immer geschlossen zu lassen, bis das “seat belts” Zeichen löscht!

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Posted in master warning, on the ground, technique matters | 1 Comment »

One Response

  1. AiA Says:

    Vielen Dank für den interesanten Beitrag!

    Ich habe mir in unseren modernen (und damit entsprechend, mindestens genauso, unübersichtlichen) Kombi vom Autohaus Rückfahrsensoren nachrüsten lassen. Die beste Investition überhaupt!

    Wäre vielleicht auch was für Sie;-)

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