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Andere Länder, andere Sitten

April 12th, 2009 by G!

Meine letzte Rotation führte mich nach Jeddah. Die Stadt liegt im Königreich Saudi Arabien am Roten Meer. Die Einreise und der Aufenthalt im Königreich Saudi Arabien bringen viele Besonderheiten mit sich. Um einige davon zu nennen (siehe auch die Informationen des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten):

  • Bei der Einreise (!) werden sämtliche Koffer durchleuchtet und eine Durchsuchung von Hand ist möglich. Telefone können nach unangebrachten Fotos durchsucht, CDs (einzeln!) angehört werden.
  • Die Pässe der Crew werden bis zum Verlassen des Landes beschlagnahmt (sic!)!!!
  • Alkohol darf weder eingeführt, noch konsumiert werden.
  • Aussereheliche Beziehungen sind verboten; Männer und Frauen dürfen sich nur ein Hotelzimmer teilen, wenn sie verheiratet sind.
  • Homosexualität ist verboten.
  • Die Einfuhr von pornographischem Material – wozu auch Zeitschriften gehören, die Bilder von nackten Menschen enthalten können – ist verboten. Gala oder Blick gehören dazu.
  • Frauen, und damit auch die weiblichen Flight Attendants, müssen in der Öffentlichkeit die traditionelle (schwarze) Abbaya tragen und ihren Kopf bedecken.
  • Männer müssen lange Hosen tragen und sollten konservativ angezogen sein.
  • Frauen dürfen nicht Autofahren.
  • Diskussionen über den Islam oder Politik im Allgemeinen sollten unterlassen werden, denn die Beleidigung des Islam sowie der politischen und religiösen Führung ist verboten.
  • Das Fotografieren im saudiarabischen Luftraum, des Flughafens, von Regierungsgebäuden und militärischen Einrichtungen ist verboten.

Die Einhaltung der religiösen Vorschriften, insbesondere der Kleidungsvorgaben, werden von der Religionspolizei überwacht. Diese kann unpassend angezogene Personen festnehmen. Im Übrigen drohen bei der Missachtung von Vorschriften strenge Strafen wie Gefängnis, Stockschläge oder die Todesstrafe.

Es ist jedem Einzelnen überlassen, von diesen Vorschriften zu halten, was er will. Tatsache ist aber, dass jeder, der in das Königreich Saudi Arabien einreist, sich bewusst sein muss, dass solche Vorschriften existieren und er mit (harten) Konsequenzen zu rechnen hat, wenn er sie nicht einhält.

Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, mich an die Sitten und Gebräuche des Landes, in dem ich Gast bin, zu halten. Egal was ich, andere Menschen oder “Staaten” von diesen Vorschriften halten, ist es Sache des Königreiches Saudi Arabien, Regeln über den Aufenthalt im eigenen Staat aufzustellen. Wer sich dann in dieses Land begibt, hat den Regeln Folge zu leisten oder die Konsequenzen zu tragen. Das gilt unabhängig davon, ob die Regeln nach anderen (europäischen) Wertvorstellungen sinnvoll oder nicht sein mögen oder ob die für eine Verletzung vorgesehene Konsequenz bzw. Strafe nach europäischer Betrachtung “verhältnismässig” oder “zeitgemäss” sei. Schliesslich muss und soll jedes Land selber darüber entscheiden, was im eigenen Land zulässig und verboten sein soll. Eigentlich eine logische Selbstverständlichkeit – bis man zurück in die Schweiz kommt…

…wo nicht nur über ein Ja oder Nein zu einem Minarett-Bauverbot diskutiert wird, sondern darüber, ob ein solches Verbot in der Bundesverfassung überhaupt zulässig sei (vgl. die “Minarettverbots-Initiative” und Wikipedia über die dadurch ausgelöste Kontroverse)!

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