6 Tage eines Pilotenlebens
May 21st, 2008 by G!Meine eben beendete, sechstägige Rotation geht einmal mehr in die Geschichte ein. Dies auch, aber nicht nur, weil ich die Gelegenheit hatte, innerhalb von 6 Tagen Orte zu sehen, an denen Geschichte für die Ewigkeit geschrieben wurde:
Tag 1: Berlin
Wetter: unbeständig, alles zwischen Sonne und kurzen Regenschauern, knapp um 20 Grad
Checkin für die bevorstehende “Frühaufsteher”-Sechstagesrotation mit 4 Nightstops ist um 0630 Uhr. Meine Uhr weckt mich um etwas vor 0500 Uhr. Früh, aber dennoch werde ich in den nächsten Tagen nie mehr so spät aufstehen können. Dank der frühen Tagwache beenden wir unseren Flugtag am frühen Nachmittag in Berlin, einer meiner Lieblingsdestinationen.
Zuerst stand ein kurzer Kaffeestop in Sichtweite der Kaiser-Wilhelm Gedächtniskirche beim Zoologischen Garten an.
Danach gings auf den Spuren von U2’s “Stay (Faraway, So Close!)“, zur Siegessäule …
und zum Brandenburger Tor.
Um die Ecke, ein weiteres Must-see: das Reichstagsgebäude
Den Abschluss bildete ein bisschen herumschlendern im KaDeWe und ein köstlicher 4-Gänger beim “Schinesen”.
Tag 2: Athen I – zum Ersten
Wetter: sonnig, windig und rund 25 Grad
Nachdem der Weckruf der Rezeption unsere Crew um 0350 Uhr aus dem Bett katapultiert hatte, gings über Zürich nach Athen weiter. Es stand ein doppelter Night- bzw. Daystop an. Zunächst wieder das volle Touri-Programm: Es ging auf die Akropolis, die ich noch nie (ausser aus der Luft) gesehen hatte.
Tag 3: Athen II – und weil’s so schön war…
Wetter: wie am Tag 2 und vor allem warm genug um an Strand zu schwitzen
Das Telefon klingelte um 0405 Uhr Athen-Zeit, also um 0305 Uhr Züri-Ziit, was dann ist, wenn andere Leute ins Bett gehen… Auf ins triste, kalte und regnerische Zürich, Passagiere ausladen, Passagiere einladen und raschmöglichst zurück an die Sonne. Angesichts der in den vergangenen zwei Tagen zurückgelegten Touri-Kilometer stand der dritte Tag im Zeichen der Erholung: Strand und Sonne.
Da wir vier Tage dieselbe (tolle) Crew hatten, lud das Cockpit am letzten gemeinsamen Abend zum Apéro auf dem Hotelzimmers des Captains (selbstverständlich mit Meersicht) ein. Ein gelungener Abschluss.
Tag 4: Zürich
Wetter: nicht wirklich gut, immerhin kein Regen
Das Telefon klingelte wieder um 0400 Uhr Athen-Zeit, was auch beim zweiten Mal unglaublich früh ist. Ich glaube nicht, dass man sich wirklich daran gewöhnen kann. Der Tag stellte eine Ausnahme dar, die äusserst selten ist und die es daher zu geniessen galt: Nach dem Flug von Athen nach Zürich war bereits am Morgen Feier”abend”. Zeit zur Erholung vom frühen Aufstehen.
Tag 5: Rom
Wetter: bewölkt, schwüles T-Shirtwetter, Regen erst, als wir zurück im Hotel waren
Die Crew wechselte für die letzten zwei Tage, nicht aber der Rhythmus. Briefing diesmal schon um 0610 Uhr, Tagwache dementsprechend einiges vor 0500 Uhr. Wieder am frühen Nachmittag im Hotel, beschlossen wir zu viert, die Stadt zu erkundigen. Wir lernten, was für einen unbeschreiblichen Vorteil es darstellt, wenn man eine Flight Attendant dabei hat, die fliessend italienisch spricht und dazu noch Kunstgeschichte studiert hat. Da es das letzte Mal nicht gereicht hatte, war es für mich klar, dass ich beim nächsten Rombesuch den Vatikan besichtigen musste. Das taten wir denn auch und noch viel mehr:
Den Vatikan mit dem absolut unbeschreiblichen und beeindruckenden Petersplatz,
die Engelsbrücke,
die Engelsburg,
das Pantheon,
den Trevi-Brunnen und
die Spanische Treppe.
Leider konnten wir weder die Sixtinische Kapelle, noch das Pantheon von innen besichtigen… da ich aber eine Münze in den Trevi-Brunnen geworfen habe und darum bald wieder in Rom sein werde, ist dies nur aufgeschoben, nicht aufgehoben… und ausserdem soll es ja beim nächsten Besuch in Rom nicht langweilig werden…
Posted in impressions, on the ground | 17 Comments »
May 21st, 2008 at 18:38
Da könnte man direkt auf die Idee kommen, dass ihr ständig nur in die Ferien fliegt.
May 21st, 2008 at 18:39
Hallo
Scheinen einige anstrengende aber doch sehr schöne Tage gewesen zu sein. Sehr schöne Bilder 😉
Gibt es eigentlich auch Städte in denen man schon alles gesehen hat, oder werden die Städte jedes Mal aufs Neue erkundet?
May 21st, 2008 at 20:28
@christoph
Stimmt, der Eindruck könnte und sollte sogar entstehen 🙂 Schliesslich gings darum aufzuzeigen, was ich NEBEN dem fliegen (bzw. andernorts: arbeit) an den Destinationen mache. Über hunderte von Passagieren, die wir an ihr Ziel bringen durften, Slots, Dutytimes, Anflüge usw. habe ich absichtlich nichts geschrieben, gibts dann auch wieder…
Im Übrigen sollte man nicht vergessen, dass wir dies während unserer Freizeit machen und wir in dieser Zeit nicht zuhause sind, uns nicht mit der Familie, Freunden usw. treffen und nichts erledigen können. Nur als Denkanstoss…
@Miggi
Ich fliege noch nicht solange, dass ich die Städte schon genug gesehen hätte. Ausserdem gehe ich nicht immer auf Erkundungstour, weil ich teilweise zu müde bin, das Wetter nicht danach ist, ich lernen muss, ich ausschlafen will, wir verspätet ankommen oder ganz einfach, weil mir nicht danach ist 🙂 Aber Städte wie Rom, Paris, London, Berlin usw. kann man immer wieder von neuem entdecken, ich glaube nicht, dass man da “alles gesehen” hat, zu gross ist die vielfalt. Wenn’s dennoch so ist, bleibt immer noch das Shoppen 😀
May 21st, 2008 at 22:29
Btw, bevor jemand nachfragt 😉 der Titel bezieht sich auf die 6-tägige Rotation…dass ich nur über 5 Tage berichte, liegt daran, dass der 6. und letzte Tag natürlich “nur” noch aus fliegen und nicht mehr aus Sightseeing bestand 😀
May 22nd, 2008 at 7:38
…. danke für das Mitnehmen!
May 22nd, 2008 at 11:12
Mich würde noch interessieren in was für Hotels die Crew lebt, wenn sie in einer Stadt übernachtet?
Gruess Miggi
May 22nd, 2008 at 13:09
Tja…So eine sechs-tages-tour macht doch gerade das gewisse Extra aus. Wie oft kommen solche Rotations vor?
May 22nd, 2008 at 18:07
@NFF
Gerne…damit Du weisst, was Dir blüht 😉 Es ist mir übrigens immer noch nicht klar, warum Deine (und sozusagen nur Deine) Comments immer im Spam landen…habe den Verdacht, dass es mit dem blogspot zu tun hat. Warum ich Dich nicht “freischalten” kann, ist mir auch schleierhaft…aber die neueste WordPress Version hat so ihre Tücken mitgebracht….
@Miggi
Kommt natürlich stark auf die Destination an. Zum Teil in der Nähe des Flughafens, zum Teil in der Stadt oder auch etwas ausserhalb. Zudem wechseln die Hotels von Zeit zu Zeit… Je nach den Vorlieben der einzelnen Crewmembers ist dann auch die Zufriedenheit (wie immer) grösser oder kleiner…
@IVI
Es kommt – auch hier – stark auf die Präferenzen des Einzelnen an. So sind zB Familienväter/-mütter in der Regel oft nicht gerne zulange weg. Sechstäger sind oft anzutreffen, allerdings ist man (auf unserer Flotte) mindestens 1x, meistens aber 2(-3)x an der Homebase.
May 22nd, 2008 at 21:20
Lieber Guy
Fantastischer Post. Danke fürs Mitnehmen. Wenn Dir Rom gefällt, dann schau Dir mal das an: http://www.romereborn.virginia.edu/
Gruss Dominik
May 22nd, 2008 at 21:29
@Dominik
Danke. Der Link ist ja wirklich interessant…jetzt, wo ich ein Kenner von Rom bin ;-)))
May 23rd, 2008 at 21:34
hallo Guy,
tolle tour hattest du da mein neid.
ich war währenddessen nämlich im kühlen schweden
also ich weiß ja nicht wie das bei euch ist, aber mir gibt das immer ein bißchen zu denken wenn mich der kapitän in sein zimmer einlädt – wegen dem meerblick 😀
BTW: schon die fahne ans auto befestigt? ich trage rot-weiß-rot jetzt am revers 😉
lg,
CP
May 23rd, 2008 at 22:43
Hoi Guy
Dank Dominic weiss ich von deinem Blog, welchen ich nun mehr oder weniger regelmässig besuche! Ist ja schon Wahnsinn, was du machst (also dass du Pilot bist 😉 ) und was du so erlebst! Wirklich interesant! Ich freue mich sehr für dich, dass du deinen Traum leben darfst! Bin sogar bitzli stolz, dich zu kennen! *lol* 🙂 Noch ein Kompliment: ich mag deine erfrischende Art zu schreiben! Aber die meisten Studi’s können das eben einfach! 😉
Glg, Nadine
May 25th, 2008 at 15:37
Hallo G!
Na scheint doch wirklich eine gelungene Roatation gewesen zu sein;)… mit viel sonne und turi-program! hehe…
Also, beim naechsten mal in ATH, folgender Tipp: Zum Fischessen entweder ins Kastelorizo in Varkiza, oder ins Jimmy and the Fish im Mikrolimano. Beide auf der teureren Seite, jedoch garantiert extrem gut. Zum Apero dan in die Technopolis im Gazi (ehem. Gas-werk – zur Kult-scene aufgewertet).
Safe Flying!!
Andreas
May 25th, 2008 at 19:25
Ist der Flugverkehr in Griechenland auch so chaotisch wie der Straßenverkehr. Sonst sind das ja echt schöne Städte. Grüße aus Nord- Deutschland.
May 26th, 2008 at 23:39
@Nadine
Danke, danke…aber Studi bin ich nun beim besten Willen nicht mehr… 🙂 gruess i’d Ostschwiiz
@akonstan
Danke für den Tip, notier ich mir, ATH steht bald schon wieder vor der Tür 🙂
@Dennis
Gottseidank nicht…in der Luft gehts wesentlich gesitteter zu und her 🙂 Grüsse gen Norden, besuche Euch diese Woche noch…
May 27th, 2008 at 12:10
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May 27th, 2008 at 12:42
Ist ja gut! Schon klar, aber du warst eben einer und ich kenne keinen (Ex-)Studi, der nicht gut schreibt! Gruäss id Luft! 😉