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Ein optimaler Einsatzplan

March 8th, 2012 by G!

Mit leichter Verspätung folgt der Beitrag zum allmonatlichen Einsatzplan. First things first, denn an dieser Stelle muss ich diverse Beiträge von mir und meinen Kollegen widerrufen. Wie oft haben wir geschrieben, dass unser Einsatzplanungssytem ein “Roulette” oder eine “Lotterie” sei? Ich fange gar nicht an zu zählen. Fakt ist aber, dass ich nun definitiv behaupten kann weiss, dass unsere früheren Aussagen garantiert nicht stimmen! Daher möchte ich mich in aller Form bei meinen Lesern entschuldigen, denn es könnte der (falsche!) Eindruck entstanden sein, unser Planungssystem verteile die Flüge nach dem Zufallsprinzip. Das ist nicht der Fall. Das ist keine Gefühlsdudelei, weil ich (endlich wieder einmal) einen heiss ersehten Wunsch bekommen hätte, sondern meine Entschuldigung basiert auf Fakten. Keine griechischen Budgetfakten. Keine appelschen nur-weil-wir-es-erst-jetzt-haben-gab-es-das-noch-nie-Fakten (apropos: seit gestern ist dicker und schwerer wieder “in”;-)). Unwiderrufliche, knallharte und vor allem beweisbare Fakten.

Realitätscheck: Mein Februarplan bzw. das, was am Ende davon noch übrig war, endete mit einem Flug nach GRU. Abflug am 29. Februar, Rückkehr am 4. März. Die ersten vier theoretisch zu verplanenden Tage wären also schon erledigt. Dazu muss man noch die Ferien am Monatsende, ein von mir gejokerter Flug und sämtliche durch diese Flüge generierten Freitage addieren. Dann muss mir- mein letzter Airbus 333 Flug war im Januar im Simulator – wieder ein Airbus 333 Flug zugeteilt werden, sonst bin ich nach der Rückkehr aus meinen Ferien nicht mehr “current”, das heisst, ich dürfte keinen Airbus 330 mehr fliegen ohne vorher in den Simulator zu müssen. Ziemlich schwierige Vorgaben für das System. Ein Blick in unseren Flugplan zeigt schnell, dass es keine (zwei) Langstreckenrotation(en) gibt, welche diese Kriterien (Dauer und A333 Flug) erfüllen können. Es sei denn, was natürlich mathematisch fast nicht möglich erscheint, dass der Computer die Tage mit Eintagesrotationen füllt. Wir haben aber auf der Langstreckenflotte nur zwei Destinationen (CAI und TLV), die im Turnaround (also hin und gleich wieder zurück; was sonst nur Hardcorekämpfer wie JoBo machen) geflogen werden. Diese werden aber oft für Checks und Ausbildung verwendet. Daher ist die Chance, den Plan mit solchen Flügen “aufgefüllt” zu bekommen etwa gleich gross, wie dass Griechenland kein Geld mehr benötigt.

Ein Roulette schafft sowas nicht, Griechenland auch nicht. Daher habe ich mir schon kliiiiitzekleine Hoffnungen auf ein oder vielleicht sogar zwei (schon fast unverschämt) überzählige Freitage gemacht. Die Hoffnung stirbt nämlich zuletzt bei der Planpublikation. Der Plan ist: optimal. Es gibt ja bekanntlich “no such thing as a free lunch” und wie schon Phil Collins gesungen hat, muss man immer beide Seiten hören. Denn leider gilt das optimal nur für den Computer, der – nomen est omen – denn auch aus gutem Grund “Optimizer” und nicht etwa “Crewwunscherfüller” oder gar “Lebensqualitäterhöher” heisst. Er hat das unmögliche geschafft und mir einen aus seiner Sicht optimalen Plan geschaffen und sämtliche Möglichkeiten in Perfektion ausgereizt: ein Must-A333-Flug (immerhin nach JFK! :-)) und damit es keinen überzähligen Freitag gibt, wurde der Monat mit zwei CAI Flügen gespickt. Dazu kommt mein gewünschter Flug nach BKK und die Ferien, Monat voll. Optimal.

Nachtrag: Fehlt nur noch, dass Griechenland kein Geld mehr benötigt. Wir ersetzen unser System Mitte Jahr, vielleicht sollte die EU es den Griechen kaufen. Zur Optimierung.

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Back on track

February 1st, 2012 by G!

Miami Beach 

 

Pünktlich wie die Swiss beeende ich hiermit meine Auszeit :-). Viel ist inzwischen gelaufen und noch mehr geflogen:

 

Ich habe

– 93 Blockstunden im Flugzeug hinter mich gebracht und dabei fünf Starts und acht (!) mehr oder weniger zufriedenstellende Landungen gemacht;

– dabei fünf Nächte durchgemacht (ohne auch nur den Hauch eines Nordlichts zu sehen) und noch mehr Nächte zuhause nicht durchgeschlafen;

– dazu ganze sieben Stunden im A330 Simulator geschwitzt und dabei mindestens ebensoviele Liter Wasser verloren (exklusive der Liter, wo ich die Spülung [noch] locker geschlagen habe).

 

Ich weiss inzwischen

– wie sich andere Kollegen ihren schönen Line-ups erschleichen;

– was von der Gegenseite auch noch zugegeben wird;

– das man den Kurzstreckenrhythmus auch aufs Bloggen übertragen kann (z.B., aber nicht abschliessend: hier, hier und hier);

– dies sogar in den Ferien und wenn man sich über zuwenig Rotationsfreitage beschwert.

 

Ich werde 

– in das Erfahrene umsetzen und mich

… beim grössten und besten A320 Captain und 320-Checker (in weiser Voraussicht – irgendwann bin auch ich (hoffentlich) wieder auf dem A320);

… bei der besten Lotsin überhaupt;

… dem besten A330/340 Sim Instruktor; und

… dem besten A330/340 Captain,

ab sofort anfangen einzuschleimen.

– Dennoch (oder gerade darum) hierzu schweigen, denn Schweigen ist bekanntlich Gold. Für eine Lindt-und-Sprüngli-Aktie würde ich es mir möglicherweise anders überlegen (was nicht als Geständnis der Mitgliedschaft in der erwähnten Connection aufgefasst werden soll…);

– den Februar Plan nicht veröffentlichen, da er bereits wieder obsolet wurde, weil ich krankheitshalber Ende Januar leider einen Flug nach SFO ausfallen lassen musste und mir infolge dessen die Flüge bis am 20. Februar gestrichen und durch Reserve ersetzt wurden (Stichwort: Flexibilität!)!

In dem Sinne … ich geh Schokolade kaufen!

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Fit to fly

November 28th, 2011 by G!

Ein Nachteil unseres Berufes ist, dass man viel “schneller” und länger krank geschrieben wird, als dies bei “bodenständigen” Berufen der Fall ist. Wenn die Stirnhöhlen verstopft sind oder der Druckausgleich nicht gemacht werden kann, erübrigt sich jede Diskussion, man ist fluguntauglich (das sollte man auch als Passagier befolgen!), obwohl man unter Umständen noch / wieder problemlos ins Büro könnte. Des Weitern können Medikamente (allen voran, aber nicht nur Antibiotika), auch vermeindlich “harmlose” wie Nasenspray, zu einer temporären Fluguntauglichkeit führen. Unser Arbeitsumfeld findet in einer Druckkabine und damit de facto in einer Höhe von 2000-2500 Meter über Meer statt. Für den Körper stellt dieses Umfeld eine nicht unwesentliche Belastung dar und er verhält sich nicht wie auf Meereshöhe. Während ein gesunder Körper diese Belastungen (die inneren Organe dehnen sich aufgrund des geringeren Luftdruckes aus, der Gashaushalt “stimmt nicht mehr”, die Luft ist sehr trocken usw.) kompensieren kann, braucht es nicht viel, damit ihm dies nicht mehr gelingt. So können zum Beispiel Probleme im Verdauungstrakt im Flugzeug schlimmer werden. Dasselbe gilt für in den Zähnen eingeschlossene Luft. Wenn man als Pilot ein Flugzeug fliegen sollte, ist dies der falsche Zeitpunkt für Experimente, man darf erst wieder in die Luft, wenn man sich vollkommen Gesund fühlt. Das ist nicht nur eine (sinnvolle) Empfehlung, sondern eine gesetzliche Vorgabe! Da man aber aufgrund des Gesagten nicht immer einschätzen kann, wie der Körper bzw. die betroffenen Organe auf das veränderte Umfeld reagieren, bleibt oft ein (sehr) kleines Restrisiko. Auch um dieses zu minimieren, brauchen wir von Gesetzes wegen nach einer gewissen Krankheitszeit (unabhängig von einem Krankheitszeugnis eines “gewöhnlichen” Hausarztes) ein “green light” eines speziell ausgebildeten (und vom Bundesamt dazu ernannten) Fliegerarztes. Erst, wenn er dieses erteilt, darf man wieder ins schönste Büro der Welt und dem Nebel den Finger Rücken zeigen.

Wie gewonnen … so zerronnen

Warum ich das schreibe? Bekanntlich wären mir im November mit MIA und SFO (endlich wieder) zwei sehnlichst gewünschte Flüge geplant gewesen. Richtig gelesen, “geplant gewesen“. Am Vortag vor dem Flug nach MIA war mein Schlaf alles andere als angenehm, ich wälzte mich im Bett und wachte ständig wieder auf, da mir mein Kopf fast explodierte und ich zu hohe Temperatur hatte. Meine Stirn- und Nasenhöhlen fühlten sich an, als ob ich mit Dr. Steelhammer am Vorabend eine Meinungsverschiedenheit hatte. Ich spare die Details und komme auf den Punkt: der Rest des Monats viel aufgrund eines viralen Infekts mit einer hartnäckigen Verstopfung der Stirn- und Nasenhöhlen ins Wasser. Statt Mojito in MIA South Beach und 49ers Spiel in SFO gabs Pulmex Dämpfe, Nasenspray und Schmerzmittel in Zürich. Nicht wirklich ein Deal, aber nichts zu machen ausser zu versuchen, den Käfer möglichst schnell los zu werden.

… und nochmal gewonnen

Inzwischen ist der letzte Einsatzplan für dieses Jahr veröffentlicht worden (Download hier). Meine Wünsche wurden endlich wieder einmal erfüllt, ich darf im Dezember vier Mal in Serie über den Grossen Teich nach Nordamerika. Da ich noch fünf Tage (Ski- ohne Schnee…) Ferien habe, werde ich innerhalb von 21 Tagen vier Nordatlantikflüge absolvieren, davon je zwei an die Ost- und Westküste. Das wird sehr hart, aber immerhin stimmen die Destinationen. Es geht nach SFO, BOS, LAX und YUL. Den Weihnachtsabend werde ich im Flugzeug verbringen und am 31.12. kämpfen, um trotz Jetlag bis 2359 Uhr wach zu bleiben…

Apropos gewonnen…

Das Zürcher Stimmvolk hat (einmal mehr!) klar für den Flugverkehr und den Flughafen Zürich Stellung bezogen und die Flugverhinderungsvorlagen mit einem unmissverständlichen Doppelnein bachab geschickt. Danke!

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