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Vergesslichkeit zahlt sich (manchmal) aus

August 1st, 2012 by G!

Strenger Einsatzplan? Resignation? Jetlag? Alter? Dummheit? Keine Ahnung warum, aber irgendwann muss es passieren. Schon aus statistischen Gründen. Nach über fünf Jahren Swiss oder 64 Einsatzplänen passierte es mir. Ich habe den wichtigsten aller Termine verpasst. Nein, kein Hochzeitstag, kein Geburtstag, kein Jubiläum. Den heiligsten aller monatlichen Termine. WirklichTheoretisch wichtiger als alles: Biddingeingabe. Oder verständlich: Ich habe vergessen meine Wünsche für den Augusteinsatzplan einzugeben!

Ich weilte im Muscat im Hotelzimmer und versuchte um 1600 Uhr Lokalzeit vorzuschlafen. Weil dann, erst recht in der Schweiz, keine Schlafenszeit  ist, gehen einem die einen oder anderen Gedanken durch den Kopf. Irgendwann dachte ich, dass ich noch meine Wünsche für den August eingeben müsste. Aus den hinteresten Windungen kam langsam aber stetig eine Unsicherheit: moooooment, war nicht gestern der heilige Tag des Wünschens, der 15. des Vormonats – DIE DEADLINE? Der Schlaf muss warten, ein Blick auf mein Google Nexus S bestätigt mir meine Befürchtung: verpasst. Um einen Tag. Schnell der Gedanke an den “Rettungsanker”: habe ich den “Lifestyle” übernommen? Das sind Wünsche die man – eben als “Lifestyle” – abspeichern kann und bei einem neuen Plan einfach wieder importiert werden können. Die Chance sie zu bekommen strebt (trotz dem verheissungsvollen Namen) auch gegen null. Oder habe ich nach erscheinen des letzten Planes schon meine Wünsche eingegeben? Keine Ahnung ob ich das gemacht habe, obwohl ich am zehnten noch im System eingeloggt habe um zu schauen, was aus meinen seit neun Monaten eingegebenen Ferien wurdewerden könnte.

Ich versuche mich zu beruhigen, denn eigentlich sind das alles Phantomschmerzengedanken: bekanntlich haben unsere Wünsche mit dem Resultat in etwa soviel zu tun wie Mike Shiva mit dem Vorhersagen der Zukunft. Ausserdem hat mein Monat diverse “Anker” drin: Der Airbus 340 Simulator Check steht an, damit sind zwei Tage verbucht. Mein Jokerwunsch nach HKG war in der Vorhersage bestätigt, die vier Ferientage zwar gesetzt, aber “unbestätigt”. Sie können – wie alles was ich jetzt schon sehe – ändern. Ende Monat fängt mein Reservemonat an, davor muss ich mindestens einen, realistisch eher zwei, drei oder vier Tage frei haben. Der anfängliche Schock verfliegt einer nüchterne Analyse: Was solls, lieber nix wünschen und vielleicht etwas bekommen, als etwas wünschen und sich vergebens freuen. Zweckoptimismus.

Ich hatte meinen Lifestyle tatsächlich importiert: Nordamerika und Flüge nach SFO. Aber es kam, wie es kommen musste: wie erwartet  darf ich im August in den A340-Simulator (an einem andern Tag als zuvor geplant, dafür wird mich Kollege skypointer beüben ausbilden) und zum ersten Mal on duty nach Hong Kong. Ausserdem habe ich meine Ferien – mit der Planpublikation (!)- bestätigt bekommen und Ende Monat fängt der Reservemonat an. Insofern keine Überraschung(en) – ausser der Ferienbestätigung. Bleiben noch zwei Flüge zu vergeben: und siehe da es geht zwei Mal nach – JFK. Den genannten Planungsankern sei dank, es blieb für nichts mehr anderes Platz. Mir gefällts. Monateweise gewünscht und nicht bekommen (zum Beispiel damals), dafür jetzt aus dem nichts, dafür zwei Mal. Mein erster Flug auf dem linken Sitz darf damit warten.

Ach ja: 100% Satisfaction. 😀 Den Plan gibts wie immer hier.

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Flight Attendant – No tea, no coffee!

July 23rd, 2012 by G!

Flugbegleiterinnen (bei Mutti), Cabin Crew Members oder Flight Attendants (F/A), wie sie bei Swiss heissen, lösen viele Reaktionen aus. Wohl vorwiegend Männer reagieren (zumindest am Boden) durchaus positiv auf Frauen in entsprechenden Uniformen. Anders liessen sich sich der Kalender des hier nicht genannten irischen Billigfliegers, Kostüme in einschlägigen Läden oder mein älterer Beitrag hier nicht erklären. Darum geht es mir aber in diesem Beitrag nicht, sondern um die Funktion der Flight Attendants. Ich wollte schon lange einen Beitrag zu diesem Thema schreiben, da ich leider regelmässig erlebe, welch komplett falsches Bild vom Beruf “Flight Attendant” viele Leute haben. Das soll mit diesem Beitrag korrigiert werden.

 

“Chönned sie mir mal mitem Gepäck hälfe?” [Hochdeutsch: “Können sie mir mit dem Gepäck helfen?” ;-)] hören die Engel der Kabine desöftern. Warum um himmelswillen kommt ein 180cm-90kg-Mann auf die Idee, die zwanzig Zentimeter kleinere und halb so schwere Flight Attendant könne oder solle sein (mehr als die erlaubten acht Kilogram schweres) Handgepäck in die Gepäckablage hochstemmen, wenn es ihm selber zu schwer ist? Fakt ist, dass die Cabin Crew bereits während dem Einsteigen der Passagiere der Sicherheit an Bord verpflichet sind. Da gehört das Sicherstellen der Evakuation (siehe auch mein Beitrag hier, wo das SWISS-Flugzeug nach der Landung evakuiert wurde) oder aber später das sich Vergewissern, dass alle Gepäckstücke (richtig) verstaut und die Notausgänge frei sind. Stichwort Evakuation: sehr oft wird beim Boarding das Flugzeug noch betankt. Dass es dabei schnell zu einer Katastrophe kommen könnte, brauche ich nicht zu erwähnen. Erwähnenswert ist aber, dass ganz klar vorgegeben ist, wer beim Betanken in der Kabine wann wo zu stehen hat. Darum ist es keine “Ausrede”, wenn man hört, dass die F/A den Platz nicht verlassen könne. Es ist eine Sicherheitsmassnahme!

“Coffee or Tee? Chicken or Pasta?”. Viele machen sich über die “Serviceangestellten im Flugzeug” lustig. Jedem das seine, er verkennt aber vollends, dass dies einzig und allein eine Nebenbeschäftigung der Cabin Crew ist, die sie so lange ausüben werden, solange sie ihre Hauptaufgabe nicht davon abhält – denn auch während dem Flug kommt an erster Stelle “safety and security“. Wer sich über das “schlechte Essen” (in einer Metallröhre 39000 Fuss über dem Nordatlantik und zweieinhalb Stunden vom nächsten Flughafen entfernt, wofür man etwas mehr als für eine Zugfahrt ins nehegelgene Ausland bezahlt hat……) oder darüber, dass es keine Auswahl mehr hat, aufregt, soll sich doch mal über die folgenden Fälle Gedanken machen:

  • Feuer an Bord

Flugzeuge sind voller Elektronik, Kabel und Treibstoff. Ein solides Fundament für Feuer. Dazu kommt die Fracht oder das Gepäck der Passagiere. Aber das ist nicht alles: je mehr elektronische Geräte an Bord sind, desto grösser ist das Risiko, dass ein Brand ausbricht. Ein elektrischer Kurzschluss, ein überhitzter oder fehlerhafter Akku, ein eingeklemmtes Handy; ein fehlerhafter Ofen. Das alles hat schon zu Feuer im Flugzeug geführt. Selbst ein kleines Feuer oder ein Schmorbrand mit Rauch an Bord eines Flugzeuges ist eine sehr grosse Gefahr für die Sicherheit des ganzen Flugzeuges und damit für sämtliche Passagiere.
Flight Attendants sind ausgebildet um an Bord Feuer zu bekämpfen. 


  • Ein Zwischenfall mit Chemikalien (“dangerous goods”)
Regelmässig werden Gefahrengüter in Flugzeugen transportiert. Darunter gehören nicht nur (lebende) Tiere, sondern auch Chemikalien aller Art, Munition, Sprays, Gase etc. Einfach alles, das an Bord eine Gefahr darstellen kann – und das ist vieles! Gewisse Gefahrengüter (zB. Feuerzeuge, Akku des Computers) sind in der Kabine oder “auf Mann” im Flugzeug erlaubt, wobei das je nach Airline unterschiedlich sein kann. Falls es zu einem Zwischenfall mit Gefahrengütern – darunter kann auch eine unbekannte Substanz fallen, die zB. die Atemwege reizt – kommt, muss schnell und gezielt vorgegangen werden. Wiederum ist unter Umständen die Gesundheit von hunderten Menschen in Gefahr.
Flight Attendants sind ausgebildet um Massnahmen bei solchen Zwischenfällen zu ergreifen und damit Menschenleben zu schützen.


  • Medizinische Notfälle

Täglich fliegende tausende Menschen mit Swiss. Medizinisch kommt alles vor: vom Passagier mit Ohren- oder Kopfschmerzen (weil er mit verstopften Stirn- und Nasenhöhlen fliegt, was ich niemandem empfehle!), über den Passagier mit Nasenbluten und dem dehydrierten oder unterzuckerten, der deswegen bewusstlos wird, bis hin zum Herzstillstand /-infarkt. Das alles kommt an Bord von Flugzeugen (meiner Meinung nach verhältnismässig oft!) vor (siehe auch den spannenden Beitrag von Kollege skypointer). Oft, aber nicht immer ist ein Arzt an Bord, der die Behandlung übernehmen kann. Dann ist es wiederum die Cabin Crew, welche den medizinischen Notfall betreuen muss. So hat eine Bekannte von mir einen Passagier mit Herzstillstand in der Bordküche am Boden erfolgreich wiederbelebt … und ihm damit wohl das Leben gerettet, denn Puls hatte er keinen mehr. Arzt war keiner an Bord.
Fight Attendants kennen sich nicht nur mit den Medikamenten an Bord aus, sondern sind für lebensrettende Sofortmassnahmen wie Herzmassage ausgebildet.

 

Es gäbe noch mehrere (in der Realität vorkommende!) Beispiele. Aber ich hoffe, dass Leser dieses Beitrages die Flight Attendants mit andern Augen sehen – und verstehen, dass an erster Stelle Sicherheit und nicht die Verpflegung der Passagiere steht! Nicht nur im Sinne von zwischenmenschlichen Umgangsformen wäre es angebracht, den Damen und Herren, die in der Kabine als Flight Attendant arbeiten, Respekt und Höflichkeit entgegenzubringen, sondern aus purem Egoismus:

Dieselbe Person, die jetzt noch “Tea or Coffee” anbietet und leider kein “Chicken” mehr in der Auswahl hat, könnte in den nächsten Minuten ihr (einziger!) Lebensretter sein!!!

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Funkspruch des Tages (III)

July 17th, 2012 by G!

Im Himmel über der Türkei, mitten  in der Nacht (0045Z)

 

Lufthansa x: “Ankara, good morning, Lufthansa x, Flightlevel 380.”

Totenstille auf dem Funk. Einige Sekunden später:

Lufthansa x: “Ankara, good morning, Lufthansa x, Flightlevel 380.”

Immer noch keine Antwort. Wiederum einige Sekunden später:

Lufthansa x: “Ankara, good morning, Lufthansa x, Flightlevel 380.”

Totenstille zum Dritten. Eine weitere Minute später:

Controller: “Lufthansa x, Ankara.”

Totenstille, denkt sich der Lufti wohl “Wie du mir…” Einige Sekunden später, etwas bestimmter:

Controller: “Lufthansa x, Ankara.”

Totenstille. Stichwort: Was der kann… Einige Sekunden später, wenn streng nicht funktioniert, dann lustig:

Controller: “Luuuuufthansaaaaaaaaa x from Aaaaaankaraaaaa … how do you reeeeeeeead?”

Eine Sekunde später:

Lufthansa x: “Jooooooooooooo Ankaraaaaaaa, Lufthansa x … I tried to call you three times!”

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